LehmKur - Stampflehmwände für den mehrgeschoßigen Wohnbau
Kurzbeschreibung
Ausgangssituation/Motivation
Gebäudesektor und Bauwirtschaft verursachen geschätzte 37 % der weltweiten energie- und prozessbedingten CO2-Emissionen. Zudem werden rund 50 % aller entnommenen Ressourcen für die Gebäudeerrichtung benötigt.
Auch der massive Einsatz von nur mittels downcycling wiederverwendbaren bzw. von zu deponierenden Materialien in den letzten Jahrzehnten stellt den Bausektor vor große Herausforderungen und Belastungen. Gleichzeitig landet eine erhebliche Menge an Aushubmaterial nach oft langen Transporten auf Deponien. Dabei handelt es sich meist um über viele Jahrtausende entstandenen Boden, der ohne hohen Energieaufwand als Baumaterial verwendet werden kann.
In ihrer Herstellung energie- und emissionsintensive Baumaterialien müssen, um den notwendigen Wandel im Bausektor zu erreichen, durch ressourcenschonende, kreislauffähige und ohne hohen Energieaufwand hergestellte Materialien ersetzt werden. Lehm als geobasierte Ressource erfüllt all diese Voraussetzungen und kann so einen großen Beitrag zum klimaneutralen Bauen leisten.
Inhalte und Zielsetzungen
Ziel des Projektes ist die Schaffung von Planungs- und Datengrundlagen für die Errichtung von mehrgeschossigen Wohngebäuden in innovativer Bauweise unter Einsatz von Aushubmaterial. Bislang kam die Stampflehmbauweise aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes nur für repräsentative Gebäude zum Einsatz.
Ziel ist, Stampflehm auch im großvolumigen Wohnbau einzusetzen. Durch Nutzung von Material direkt vor Ort und Reduktion des Transportaufwandes können Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen gering gehalten werden. Zudem ist Lehm uneingeschränkt wiederverwendbar.
Die Reduktion von transportinduzierten CO2-Emissionen, Abfallaufkommen auf der Baustelle und des Einsatzes CO2-intensiver Baustoffe durch die Nutzung von Aushubmaterial als Baustoff unterstützt die nationalen Bestrebungen bei der Erreichung der Klimaziele.
Methodische Vorgehensweise
Die Architekturbüros WUP und g.o.y.a haben gemeinsam mit dem Bauträger GEWOG einen vom wohnfonds_wien ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Baufeld in der Kurbadstraße gewonnen.
Es soll dabei eine innovative Bauweise zum Einsatz kommen: Eine tragende Struktur aus sparsam eingesetztem Stahlbeton mit nichttragenden Holz-Stampflehmbauteilen als wandbildendes Material, das die Funktion des Wärme-, Schall- und Brandschutzes übernimmt. Diese Bauweise ermöglicht eine Reduktion der baustoffbedingten CO2-Emissionen bei gleichzeitiger Erhöhung der Behaglichkeit im Innenraum.
Die geplante Vorgehensweise setzt eine intensive Auseinandersetzung mit logistischen, bauphysikalischen, materialtechnologischen und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen voraus, die im Rahmen des Forschungsprojektes bearbeitet werden sollen.
Erwartete Ergebnisse
Die im Projekt erlangten Erkenntnisse sollen Basis für weitere in dieser Bauweise errichtete Gebäude sein.
Die Begleitung des Vorhabens mit bauökologischen Berechnungen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Ausführungsvarianten zeigt mögliche Hebel zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei der Wahl von Baumaterialien im Geschoßwohnungsbau.
Projektbeteiligte
Projektleitung
IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie
Projektpartner:innen
- GEWOG – Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft m.b.H.
- WUP ZT GmbH
- g.o.y.a. Ziviltechniker GmbH
Kontaktadresse
DI Ute Muñoz-Czerny
Alserbachstraße 5/8
A-1090 Wien
Tel.: +43 (699) 1319 20 21
E-Mail: ute.munoz@ibo.at
Web: www.ibo.at