NEBKrit - Qualitätskriterien für Gebäude und Quartiere auf Basis des New European Bauhaus

Entwicklung von Kriterien der Ästhetik und der sozialen Inklusion auf Basis der Werte des New European Bauhaus ergänzend zu bestehenden Nachhaltigkeits­kriterien, um Gebäude und Quartiere breiter bewerten zu können. Da die heute notwendige Transformation der Ökonomie stets auch kulturelle und soziale Aspekte umfasst, ist eine derartige breitere Bewertung sinnvoller als heute übliche Methoden.

Kurzbeschreibung

Motivation/Ausgangssituation

Wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union 2020 feststellte, geht es aktuell darum, eine systematische Modernisierung der gesamten Wirtschaft, Gesellschaft und Industrie zu schaffen, und zwar durch nachhaltige Nutzung von Rohstoffen, Energie, Wasser, Lebensmitteln und Böden. Dies sei allerdings nicht nur ein Umwelt- und Wirtschaftsprojekt, sondern müsse auch ein neues Kulturprojekt für Europa werden.

Man müsse dem Systemwandel ein Gesicht verleihen, um Nachhaltigkeit mit einer eigenen Ästhetik zu verbinden. In diesem Sinne ist die Mission der Ausschreibung „Technologien und Innovationen für die klimaneutrale Stadt" notwendigerweise mit Aspekten der Ästhetik und der sozialen Inklusion verknüpft, um möglichst viele Menschen für die Transformation zu gewinnen.

Das Projekt NEBKrit will einen Beitrag dazu leisten, dass diese technische und ökonomische Transformation durch den kulturellen und sozialen Kontext gestützt werden kann. Die strategischen Ziele der Ausschreibung werden mit kulturellen und sozialen Thematiken verknüpft und damit resilienter gemacht. Diese Verknüpfung erhöht insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der zu bewertenden Lösungen.

Das Projekt NEBKrit kann Wesentliches zur Systemtransformation in österreichischen Städten und Kommunen beitragen, weil die dafür notwendigen Bauprojekte umfassender bewertet und damit kulturell und sozial verträglicher werden.

Inhalte und Zielsetzungen

Der Markt für Gebäudezertifizierungen ist komplex, dynamisch und weitgehend fokussiert auf ökologische Nachhaltigkeit, auch wenn ganzheitlichere Bewertungen zunehmen, die soziale und Governance-Aspekte berücksichtigen. Im Markt gewünscht sind Bewertungssysteme, die leicht zu handhaben und auf übergreifende Politik- und Berichtsstrukturen abgestimmt sind.

Insbesondere die Passung mit EU-Initiativen und politischen Rahmenbedingungen wird als entscheidend angesehen. Heutige Bewertungssysteme konzentrieren sich somit auf Nachhaltigkeitskriterien. Soziale Kriterien sind selten, ästhetische Kriterien werden fast nie angewandt. Die Innovation des Projekts NEBKrit liegt in der Verbindung dieser drei Bereiche als Weiterentwicklung und Verknüpfung etablierter Modelle.

Ziel ist es, Bewertungskriterien für geförderte Demonstrationsgebäude und -quartiere zu entwickeln. Es soll eine Bewertungsmethodik vorgelegt werden, die

  • sich an bereits etablierte, jedoch zukunftsorientierte Systematiken anlehnt und in diese entsprechend integrierbar ist.
  • Gültigkeit und Kompatibilität auf europäischer Ebenen ebenso erreicht wie die Abbildbarkeit österreichischer Spezifika sicherstellt.
  • handhabbar und praxistauglich ist, weil sie auf bereits bestehende Datensammlungen beziehungsweise deren Erhebungsmethoden aufsetzt.

Methodische Vorgehensweise

Für das Kriterium der Ästhetik wird vorgeschlagen, von einigen der acht Kriterien für eine hohe Baukultur des Davos Baukultur Qualitätssystems (DBQS) auszugehen. Das DBQS wurde bereits im Zuge des Vierten Baukulturreports (BMKÖS 2021) auf die österreichische Situation übertragen.

Mit Bezug auf aktuelle baukulturpolitische Zielvorstellungen und die klimaaktiv Bewertungsmethode soll deshalb das DBQS an die österreichischen und aktuellen Rahmenbedingungen angepasst werden. Für das Kriterium der sozialen Inklusion soll einerseits im Bereich des Wohnbaus von bestehenden Bewertungssystemen für soziale Aspekte des Bauens ausgegangen werden.

Für den Aspekt der Diversität braucht es andererseits Bewertungsperspektiven, die Fragen der Segregation, der Nutzungsmischung/Nutzungsoffenheit und Potenziale des öffentlichen Raums ansprechen. Als Resultat wird ein neues Bewertungsmodell für Ästhetik und soziale Inklusion angestrebt, das mit bestehenden Nachhaltigkeitskriterien (klimaaktiv) und aktuellen politischen Rahmenbedingungen (EU-Taxonomie) kompatibel sowie effizient und effektiv anwendbar ist und ein umfassendes Bild der Qualität von Gebäuden sowie Stadtteilen und Siedlungen liefert.

Erwartete Ergebnisse

Gebäudebewertungssysteme werden zunehmend wichtiger. Die Entwicklung geht zunehmend weg von einer ausschließlich auf ökologische Nachhaltigkeit fokussierten Perspektive hin zu breiteren Zielen und Kriteriensets, wie sie von dem Akronym ESG (Environmental, Social, Governance) nahegelegt werden. Die spezifische Perspektive der Baukultur ist dafür die optimale Grundlage, weil sie für ein breites, umfassendes Bild der Qualitäten von Gebäuden sowie Stadtteilen und Siedlungen steht.

Baukultur thematisiert nicht nur die Ebene des gebauten Bestandes, sondern auch die soziale Ebene, also die Auswirkungen der gebauten Umwelt auf soziale Interaktionen, Verhalten und Möglichkeiten der Menschen, also letztendlich auf die Gesellschaft, und die Prozesse rund um das Planen, Bauen und Nutzen von Gebäuden.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Plattform Baukulturpolitik

Projekt- bzw. Kooperationspartner:innen

IBR & I Institute of Building Research & Innovation ZT GmbH

Kontaktadresse

Plattform Baukulturpolitik
Robert Temel
Wipplingerstraße 23/3
A-1010 Wien
Tel.: +43 (699) 1 946 73 10
E-Mail: robert.temel@baukulturpolitik.at
web: www.baukulturpolitik.at