ELEMENTS - Entwicklung eines Bewertungs­verfahrens für Elemente des Gebäudebestandes der Nachkriegszeit (1960-1979) in Graz

Untersuchung des Gebäudebestandes, der in Graz zwischen 1960 und 1980 errichtet wurde, mit dem Ziel, die Grundlage für die Entwicklung eines Potentialanalys­everfahrens hinsichtlich dessen Erhalt und Sanierung zu erarbeiten. Stakeholder, unter anderem aus der Planungs- und Baupraxis, werden in die Erarbeitung der Ergebnisse eingebunden.

Kurzbeschreibung

Ausgangssituation/Motivation

Die Disziplin der Architektur und der Bausektor entwickeln sich in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität: auf der einen Seite eine Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen und Forschungsprojekten zu kreislaufgerechtem Bauen und technischen Lösungen zur Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden, auf der anderen Seite CSRD-Berichterstattung und Energieausweise.

Doch für das Versprechen einer scheinbar besseren Zukunft wird nach wie vor (zu viel) Neues gebaut und Gebäudebestand abgebrochen. Vor allem großvolumige Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die in Stahlbetonskelettbauweise errichtet wurden und einen Nutzungsmix aufweisen – also nicht ausschließlich dem Wohnen dienen – fallen einem Neubau zum Opfer oder werden in einer Art und Weise thermisch saniert, die deren architektonische und baukulturelle Qualitäten zerstört.

Die Gründe dafür sind hoch komplex und pendeln zwischen technischer Machbarkeit, ökonomischer Verwertbarkeit, gesetzlichen Vorgaben und gesellschaftlicher Akzeptanz. Die Entwicklung neuer Planungsprozesse, mit dem Ziel des Erhalts des anvisierten Gebäudetyps, ist zentral für das Erreichen der Klimaneutralität, da der Gebäudebestand der 1960er- und 1970er-Jahre einen großen Anteil des Gebäudebestandes in Österreich ausmacht: laut dem Gebäudezensus der Statistik Austria wurden rund 25% des gesamt erhaltenen Gebäudebestandes in Österreich zwischen 1961 und 1980 errichtet.

Inhalte und Zielsetzungen

ELEMENTS untersucht die unterschiedlichen Parameter der Gebäudesanierung, mit dem Ziel, das Leistungsprofil eines Folgeprojekts zu erarbeiten, das unter dem Arbeitstitel "Circular Building Refurbishment Laboratory" (CBR-Lab) läuft. Mit dem CBR-Lab soll an Hand ausgewählter Gebäude im Ballungsraum Graz ein Verfahren für eine frühzeitige Potentialanalyse des anvisierten Gebäudetyps (1960-79, Stahlbetonskelettbauweise, Hybrid) hinsichtlich seiner Sanierung entwickelt werden.

Dieses Verfahren soll in Zukunft in die Planungspraxis überführt und von Unternehmen der Baubranche genutzt werden. Auf Grund der Internationalität des zu untersuchenden Gebäudebestandes (u.a. hinsichtlich ihrer Konstruktionsweise) können die Erkenntnisse, die an Hand von Fallbeispielen in Graz erarbeitet werden, in ganz Österreich und darüber hinaus angewandt werden.

Methodische Vorgehensweise

Mit dem Ziel, Klimaneutralität zu erreichen und den von der Bauindustrie verursachten Ressourcenverbrauch zu reduzieren, müssen Innovationsvorhaben für den Erhalt des zu untersuchenden Gebäudebestandes entwickelt werden. Diesbezüglich liegt der Fokus meist auf der Entwicklung technischer Systeme.

ELEMENTS hat hingegen zum Ziel, die Sachlage inter- und transdisziplinär zu betrachten, um ein nachhaltiges Verfahren zu entwickeln, dass nicht nur technische, sondern auch gestalterisch-architektonische, ökonomische, gesetzliche sowie sozial-gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt. Dafür werden Stakeholder aus der Baubranche, der Verwaltung sowie Nutzer:innen umfassend in das Projekt eingebunden.

Zum einen werden Inhalte gemeinsam erarbeitet (Co-Creation und Co-Design), sodass die Akzeptanz der Forschungsergebnisse bei involvierten Interessensgruppen sichergestellt werden kann, zum anderen können somit Nutzer:innen- und bedürfnisgerechte Sanierungskonzepte entwickelt werden.

Darüber hinaus sorgt die Stakeholder-Einbindung für einen Wissenstransfer zwischen Praxis und Forschung, sowie zwischen Nutzer:innen, der Verwaltung und der Baubranche, sodass eine Stärkung des Bewusstseins für die gesellschaftliche Relevanz von Gebäudeerhalt und Klimaneutralität erzielt wird.

Erwartete Ergebnisse

ELEMENTS zielt darauf ab, die Umsetzung eines Folgeprojekts bestmöglich vorzubereiten, das unter dem Arbeitstitel "CBR-Lab" läuft. Aufbauend auf der Erarbeitung bautechnischer und architektonischer Parameter für eine bauliche Weiterentwicklung der untersuchen Fallbeispiele in Hinblick auf deren Erhalt, sowie der Darstellung der aktuell geltenden rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für eine Sanierung, wird eine Analysematrix erstellt, die ein mögliches weiteres Vorgehen darstellt.

Dies betrifft Vorschläge für ein methodisches Vorgehen, sowie die grobe Abschätzung benötigter personeller und finanzieller Ressourcen für das CBR-Lab. Des Weiteren wird eine Stakeholder-Map erstellt: Hierbei handelt es sich um eine strukturierte und grafisch aufbereitete Darstellung der identifizierten relevanten Stakeholder und deren Ziele, Interessen und Potentiale sowie Ressourcen für ein Folgeprojekt.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Institut für Gebäudelehre, Technische Universität Graz

Projektpartner:innen

  • Energie Agentur Steiermark
  • RENOWAVE.AT
  • StadtLABOR - Innovationen für urbane Lebensqualität GmbH
  • Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen, Institut für Tragwerksentwurf, Technische Universität Graz

Kontaktadresse

TU Graz
Eva Sollgruber
Lessingstraße 25/4
Tel.: +43 (316) 873 6792
E-Mail: eva.sollgruber@tugraz.at
Web: www.gl.tugraz.at