Forschungsinitiative "Zukunftssicheres Bauen" – Phase 4 (2022–2025)
Kurzbeschreibung
Status: Laufend
Ausgangssituation
Die Forschungsinitiative „Zukunftssicheres Bauen“ des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie will Anstöße zur Weiterentwicklung im Gebäudebereich, insbesondere zur Verbesserung der Nachhaltigkeit im Bauwesen geben. Dabei stehen Beiträge des Massivbaus zu Klimaneutralität, Klimawandelanpassung und Kreislaufwirtschaft im Fokus.
Worum geht es: Standpunkte erweitern und ganzheitliche Aspekte zukunftssicheren Bauens untersuchen, die dazu dienen, technologische Weiterentwicklungen von Produkten und Dienstleistungen der Unternehmen der Stein- und keramischen Industrie zu initiieren und zu fördern.
Inhaltlich knüpft das gegenständliche Projekt an die Phasen 1 bis 3 der Begleitung der Forschungsinitiative „Zukunftssicheres Bauen“ des Fachverbands Steine-Keramik an.
Inhalte und Zielsetzungen
Austausch zwischen Industrie und baubezogenen Innovationsförderprogrammen des Bundes fördern, Akteure der Bauwirtschaft, Baustoffindustrie und der Forschung vernetzen, Unterstützung bei der Qualitätssicherung der vom Fachverband geförderten Forschungsprojekte.
Methodische Vorgangsweise
Wissenschaftlich-strategische Begleitung: Beratung bei der Entwicklung von Projekten und Projektanträgen, Austausch und Abgleich zu zentralen F&E-Themen.
Transfer und zielgruppengerechte Dissemination: Aufbereitung der Ergebnisse der im Rahmen der Forschungsinitiative geförderten oder finanzierten Projekte in einem Synthesebericht, über eine Fachveranstaltung, auf Websites, Social Media sowie über die Netzwerke der ÖGUT in die Forschungscommunity in den jeweiligen Themenfeldern, Ausführende wie Architekt:innen, Planer:innen, etc., Hersteller.
Themen, Projektpartner und Projektergebnisse
Die 7 Projekte der Phase 4 befassen sich mit den Beiträgen der Massivbauweise zu Energieeinsparung und Klimaschutz, der Kostenentwicklung im Hochbau und der Bedeutung der Steine-Keramik für Wirtschaft, Gesellschaft und Beschäftigung. Folgende Forschungspartner waren beteiligt: Economica, FH Salzburg (FHS), IIBW, STUDIA, Universität für Weiterbildung Krems (UWK), Technische Universität Graz, Technische Universität Wien, Zukunftsagentur Bau (ZAB).
Wesentliche Erkenntnisse
Die Bedeutung der Stein- und keramischen Industrie, Economica
- Die Stein- und keramische Industrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Österreich mit hohen Beschäftigungs- und Einkommenseffekten und einer hohen Steuer- und Abgabenleistung.
- Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sind Teil des unternehmerischen Handelns, die Produkte sind langlebig und werden zu einem hohen Anteil aufbereitet und wiederverwertet.
- Viele Maßnahmen zu Klimawandelanpassung und grüner Transformation brauchen Massivbaustoffe: beispielsweise der Bau von Wind- und Wasserkraftanlagen oder der Verkehrsinfrastruktur.
Regionalwirtschaftliche Effekte der mineralischen Baustofferzeugung in Österreich, STUDIA
- Der Umsatz der österreichischen Massivbaustoffe nahm 2021 gegenüber 2014 um 39 Prozent zu und lag bei 2,56 Mrd. Euro. Die Anzahl der Beschäftigten stieg um 10 Prozent und lag bei rund 89.900 Personen (Vollzeitäquivalente).
- Ein Euro Umsatz der österreichischen Massivbaustoffherstellung mobilisierte 2,35 Euro weiteren Umsatz in der österreichischen Wirtschaft.
- Die Transportradien der mineralischen Baustoffherstellung in Österreich sind relativ gering. Rohstoffe werden im Durchschnitt zwischen 15 und 94 km transportiert, die erzeugten Produkte zwischen 8,5 und 116 km.
Baukonjunktur und Preisgefüge im Wohnbau – Interessenpolitische Ansatzpunkte der Baustoffindustrie, IIBW
- Die Baubewilligungszahlen haben sich seit 2016 halbiert. Während die Wohnversorgung trotz der Krise im internationalen Vergleich gut ist (Wohnkostenbelastung), drohen starke Auswirkung auf die Beschäftigung in der Bauwirtschaft.
- Die Haustechnik gewann in den vergangenen Jahrzehnten im Vergleich zu den Baumeisterarbeiten stark an Bedeutung und hat zur Verteuerung des Bauens beigetragen.
- Baupreise tragen neben Kapitalmarktumfeld und Förderungen zur Leistbarkeit des Wohnens bei. Vermehrter Wettbewerb und einfache, langlebige, reparaturfreundliche Systeme sowie Serialität können wichtige Stellschrauben dafür sein.
- Klimaresilientes Bauen wird wichtiger: Speichermasse und Bauteilaktivierung haben großes Potenzial bei der Vermeidung von sommerlicher Überhitzung.
- Passive Kühlmaßnahmen, insbesondere Nachtlüftung und automatisierter Sonnenschutz, reduzieren den Kühlbedarf in Wohngebäuden erheblich (bis zu 70%).
Bauteilaktivierung im Energieausweis – TABS im EA, FH Salzburg (FHS), Zukunftsagentur Bau (ZAB)
- Energieausweise stellen die Energiekennzahlen von Gebäuden mit thermisch aktivierten Bauteilsystemen (TABS) oft schlechter dar als in der Realität.
- Die Gegenüberstellung der Ergebnisse von Simulationen und Energieausweisberechnung ergab einen erhöhten Heizenergiebedarf für die Raumwärme von 12 bis 22 %.
- Mit dem vorgeschlagenen neuen Korrekturfaktor Flächenheizung (fFH) lässt sich diese Abweichung reduzieren.
CostOpt Studie (Teilprojekt 1) – Auswirkungen potenzieller neuer Anforderungen an Gebäude (OIB-RL 6, Ausgabe 2027), TU Wien
- Die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie ((EU) 2024/1275) in Österreich durch die Novellierung der OIB-Richtlinie 6 wird Auswirkungen auf die Mindestanforderungen an die thermische Qualität von Massivbaukonstruktionen haben.
- Es ist empfehlenswert, Anforderungen an Endenergiebedarf, Raumwärme und Warmwasser weiterhin aus einer Kostenoptimalitätsstudie zu entwickeln, wirtschaftliche Lösungen aufgrund effizienter Anlagentechnik nicht zu früh auszuschließen.
- 95 identifizierte Strategien wurden nach THG-Reduktionspotenzial, technischer Verfügbarkeit und Anwendbarkeit in Österreich gefiltert und zu sechs Szenarien gebündelt.
- Durch eine Kombination der Szenarien kann eine Reduktion der österreichischen konstruktionsbezogenen THG-Emissionen der Gebäudeerrichtung bis 2050 von über 50% erreicht werden.
Ausblick
- Die Forschungsaktivitäten der Initiative „Zukunftssicheres Bauen" werden fortgesetzt. Dabei werden weiterhin Themen mit übergeordneter Bedeutung für die mineralische Baustoffindustrie aufgegriffen, um die technologische Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleitungen der Unternehmen der Steine- und keramischen Industrie zu initiieren und zu fördern.
Projektbeteiligte
Projektleitung
Fachverband der Stein- und keramischen Industrie
Projektbeteiligte
Koordination und Begleitung:
- ÖGUT – Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
Forschungspartner:
- STUDIA – Studienzentrum für internationale Analysen
- Economica GmbH
- IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH
- Zukunftsagentur Bau GmbH (ZAB)
- Fachhochschule Salzburg (FHS)
- Universität für Weiterbildung Krems (UWK)
- Technische Universität Wien, Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie E207, Forschungsbereich Bauphysik
- Technische Universität Graz, Institut für Tragswerksentwurf
Kontaktadresse
ÖGUT – Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
DIin Franziska Trebut
Hollandstraße 10/46
A-1020 Wien
Tel.: +43 (1) 315 63 93-28
E-Mail: franziska.trebut@oegut.at